Ausschnitte aus dem Filmtext


In der Kaserne:
" … spontan finde ich Kasernen natürlich aufregend, weil sie der maskuline Bereich schlechthin sind. Sich auf Armeegelände zu bewegen, […] das ist doch, wie wenn man da was übertritt. Und irgendwie denkst du natürlich sofort, daß du da nur als sexuelles Wesen hinkommst."



Soldatenfreizeit:
"Das hab' ich wirklich nach wie vor mit großem Vergnügen gemacht, einfach ganz andere Warenwelt mir an zu gucken. Also, was es an Lebensmitteln gibt, was es an Kleidern gibt. Besonders gerne bin ich auch in der Ausrüstungsabteilung rumgelaufen, wo die Uniformen verkauft wurden und die Trainingsanzüge und die Boots und die verschiedenen Artikel, die man zur Pflege der Uniform kaufen konnte, das hab' ich mir wie im Museum angeguckt.

Auch in die Videothek gehen. Du konntest dir sämtliche Bänder ausleihen, und die eben im Original angucken, was für mich besonders attraktiv war. Dann hatte ja jeder Kerl immer einen überdimensionierten Fernseher in seinem Zimmer. Und dann konnte man diese Bänder sehen. Ich hab ja mit Vorliebe die Kriegsfilme ausgeliehen. Und da hat man sich wieder so'n bisschen getroffen und konnte was zusammen machen. Stundenlang vor dem Fernseher liegen und irgendwie Schweinereien essen. Unmengen von Knabberzeugs."

Frage:"War das auch manchmal Anlaß über deren Kriegserfahrungen zu sprechen?"
"Selten. Es war schwierig."
Frage: "Wollten sie nicht?"
"Nee, das war einfach nicht so, daß das, was zu ihrem Berufsbild gehörte, zum Thema gemacht wurde. Also die Vietnamerfahrungen […] waren tabu."



Nach dem Club:
Er: Erzähl mir doch etwas über dich.
Sie: Das meinst du nicht ernst, oder? Niemand fragt mich je etwas über meine Person.
Er: Ich dachte, ich schon!
Sie: Oh, du schon? O.k., was willst du wissen?
Er: Oh, ich finde es wirklich interessant. Wir hatten dieses nette
Gespräch im Club, und du hast mich eingeladen zu einem
Schlummertrunk. Sozusagen. […]
Weißt du, ich dachte, vielleicht könnten wir ein bißchen etwas
über einander herausfinden - auch wenn es nur für einen Abend ist.
Sie: Du meinst verbal?
Er: Hmm … du könntest das etwas weiter fassen als nur verbal…



Besuch in der Kaserne:
"Du gehst durch die Gänge mit dem Bewußtsein, hinter jeder dieser Türen sitzt ein Soldat oder liegt auf seinem Bett und guckt fern oder wichst seine Stiefel oder ißt sein Popkorn, trinkt sein Bier und wartet eigentlich nur drauf […].

Und die Austauschbarkeit! Es ist ziemlich egal, an welcher Tür du klopfst, denn dahinter sieht das Zimmer immer gleich aus, der Typ sieht letztendlich gleich aus, der hat irgendwie die gleiche Uniform, die gleichen Stiefel da stehen, die gleiche Ausrüstung, einen Fernseher und 'nen Videorecorder. Jedes Badezimmer sieht gleich aus. […] Der Typ war neu, das Zimmer war dasselbe, selbst wenn’s woanders war. […]"

Frage: "Das hat dich nicht abgeturnt?
"Nein, das fand ich ganz toll. Das ist wie ins Bordell gehen."



Der Vortrag (aus: "Sexy Soldier"):
"Für die Lust am Kriegsfilm bezahlt man allerdings mit einem hohen Preis: das Vergnügen an produzierter Männlichkeit und ausgestellten männlichen Körpern wird mit den Qualen verächtlicher Sexismen und brutaler Metzeleien erkauft. Doch gerade in dieser Dualität von Lust und Leiden erzeugen die Filme – trotz und wegen der herrschenden Gewalt – eine hohe erotische Spannung. […].

Darin bestätigt sich natürlich nur wieder der enge Zusammenhang von Sexualität und Macht. Das ist ein Zusammenhang, den Frauen nur zu gut kennen, bei dem sie sich aber vorwiegend auf der machtlosen Seite verorten, und lieber die eigene Lust an Macht oder den Lustaspekt in der Macht verleugnen. Kurz gesagt, bilden Kriegsfilme für mich eine Phantasie, in der sexualisierte Macht gewaltsam ausagiert wird, aber auch die Gewaltsamkeit von Sexualität genossen werden kann. […]

Das Besitzrecht über Frauen stabilisiert das Patriarchat und den Zusammenhalt der Männer. In diesem Zusammenhang muß man sich vergegenwärtigen, daß Soldaten Diener sind, sie gehören und dienen ihrem Land. Sie haben kein Verfügungsrecht über ihren Körper, der vom Militär in eine bestimmt Form gebracht wird, bestimmten Normen genügen muß, auf gewisse Weise penetriert wird und "allzeit bereit" zur Verfügung stehen muß. Interessanterweise rückt der Soldat als Ganzes so, im Verhältnis zum Staat und seiner Gewalt, in eine weibliche Position. Der Drill-Sergeant in Full Metal Jacket macht dies sehr deutlich, wenn er sagt: "God has a hard-on for the marines." Wenn Gott angesichts des Marines einen Ständer bekommt, was macht das dann aus den Marines?"

(zitiert aus: Annette Brauerhoch, "Sexy Soldier – Kriegsfilme und weibliches Publikum", Frauen und Film H. 61, Frankfurt/Main 2000, S. 85-100 "





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